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Die Christen und Israel

drame
I.Shammout

Der heutige Staat Israel stellt für viele Christen eine Gewissensfrage dar. Unter dem Eindruck des „hitlerischen Holocausts”, haben die einen Israel rasch anerkannt. Die anderen – nur eine kleine Zahl – weigern sich aus zwei Gründen Israel anzuerkennen:

1. Sie sind bewegt von der Ungerechtigkeit, die das palästinensische Volk erleidet, das gewaltsam vertrieben wurde.
2. Aus Gründen, die auf den Glauben an Jesus und dem ihm gebührenden Zeugnis zurückzuführen sind.

Der Gegenstand unserer Darstellung ist heikel und könnte, falsch verstanden, Ressentiments hervorrufen. Es muss deshalb zu Beginn unterstrichen werden, dass sie nicht in einem antisemitischen Geist geschrieben wurde, sondern aus der Sorge um eine soziale und religiöse Gerechtigkeit. Wir sind für die religiöse Freiheit aller Menschen, wo immer sie sich auch befinden, auch in Israel. Wir hoffen, dass die zwei Millionen vertriebenen Palästinenser – Moslems und Christen – wieder zurück in ihre Heimat kehren können. Die israelischen Behörden verweigern ihnen die Rückkehr, weil sie nicht Juden sind. Ist das nicht ein Rassismus?!

Folgende Frage muss gestellt werden, um das Problem zu erläutern: „Was bedeutet für einen Christen die Anerkennung des Staates Israel?”

Verstehen wir darunter, die De facto Anerkennung seiner Anwesenheit oder die Anerkennung der Legitimität seines Bestehens in Palästina?

Die historische Tatsache ist, dass erst seit 1948 in Palästina, eine politische Einheit gegründet wurde, die von den Vereinten Nationen – einer laizistische Institution – als Staat Israel anerkannt wurde.

Doch wie sieht es mit der Berechtigung dieser israelischen Existenz auf palästinensischem Boden aus?
Als Beispiel: Ein Mensch besitzt einen sich widerrechtlich angeeigneten Gegenstand. Wir anerkennen, dass dieser Gegenstand in seinem Besitz ist. Können wir aber diesen Zustand bejahen, indem wir ihm eine Berechtigung auf diesen Besitz zuerkennen, ohne schweres Unrecht zu begehen?

Die Gewissensfrage stellt sich also in folgender Weise: „Können wir die Legitimation des Staates Israel in Palästina anerkennen?”

Spricht man von der Legitimation eines Staates, dann bezieht man sich auf ein geschichtliches Recht auf ein gegebenes Gebiet. Im speziellen Fall Israels, beruft man sich gleichzeitig auch auf ein biblisches Recht. So werden wir von der geschichtlichen und der biblischen Legitimation Israels sprechen.

Die geschichtliche Berechtigung

Es findet sich heute (im 20. Jh.) kein einziges Argument, das geschichtlich genügend fundiert wäre, um einen israelischen Staat in Palästina zu rechtfertigen. Palästina gehört seinen palästinensischen Bürgern, genau so wie jedes andere Land Eigentum seiner Bürger ist. Millionen von Palästinensern fordern ihr geschichtlich legitimes Recht auf Palästina. Diese Rechte gehen auf die Zeit vor der Bibel zurück und die Bibel erwähnt Palästina und die Palästinenser. Die Kriege der Palästinenser gegen die jüdischen Eindringlinge sind bekannt (1 Samuel 28).

Vor Christus versuchten die Juden oft, einen zionistischen Staat in Palästina zu gründen. So entstand gegen das Jahr 1000 v.Chr. ein Königreich. Doch dieses Königreich teilte sich weniger als ein Jahrhundert später in zwei Teile auf: das Nordreich Samaria und das Südreich Judäa. Und beide gingen bald danach unter. Das Nordreich wurde 722 v.Chr., 200 Jahre nach seiner Gründung, durch die assyrische Invasion zerstört. Das Südreich wurde 586 v. Chr., etwa 400 Jahre nach seiner Gründung, ebenfalls durch die Babylonier zerstört. Die Juden wurden nach Babylon ins Exil gebracht.Eine kleine Zahl Hebräer blieb mit den einheimischen Palästinenser zurück.

Erst im ersten vorchristlichen Jahrhundert, nämlich im Jahr 37 v. Chr. unter dem römischen Imperium, wurde das jüdische Reich mit König Herodus dem Grossen wieder hergestellt. Dieses Reich wurde wiederum durch die römischen Truppen unter Titus im Jahre 70 n.Chr. zerstört. Die meisten Juden flohen aus Palästina in alle Himmelsrichtungen. Die Palästinenser aber blieben in Palästina.

Zweitausend Jahre später, im Jahre 1948, tauchte in Palästina wieder ein Staat Israel auf. Er beanspruchte auf Kosten der Palästinenser, die immer da wohnten, ein Recht auf das Land. Die Juden, die aus allen vier Himmelsrichtungen ins Heilige Land zurückströmten, trieben die Palästinenser gewaltsam hinaus. Diese mussten unter tragischen Umständen Heim und Hof verlassen, um als Vertriebene in arabischen Ländern unter Zelten und in verwahrlosten Behausungen zu leben. Die grossen Mächte halfen den Juden, sich in Palästina niederzulassen und anerkannten den hebräischen Staat, eine Viertelstunde nach dessen Proklamation, am 14. Mai 1948, als ob Palästina und die Palästinenser nie existierten.

Die geschichtlichen Beweise ihrer Existenz sind aber zahlreich. (Biblisch: Numeri 13,21-23: Sozial, kulturell, folkloristisch, archäologisch: alte und neue palästinensische Münzen usw…)

Man stellt oft fest, dass jene, die Israel unterstützen, sich im Allgemeinen schuldig an den Juden fühlen; sie möchten ihnen in Palästina ein Heimatrecht geben. Doch ist es wirklich gerecht, den einen zu geben, was den andern entrissen wurde? Darf man über das Gut anderer verfügen? Dürfen ein Amerikaner, ein Engländer oder ein Franzose, zum Beispiel, über das palästinensische Land, das ihnen nicht gehört, verfügen?

Eine Frage: Warum haben jene, die gegenüber den Juden ein schlechtes Gewissen hatten, ihnen nicht ein Teil ihres eigenen Landes in Europa oder in Amerika zugestanden, damit sie es verwalten können?

Diese Frage wird meistens mit dem Argument einer biblischen Legitimation beantwortet: die Israelis hätten ein biblisches Recht auf Palästina. So wird die Diskussion von einer geschichtlichen auf eine biblische Ebene gehoben, und zwar oft von Leuten, die nichts von der Bibel wissen.

Die Juden wenden sich also an uns als Christen, damit wir ihnen ein biblisches Recht auf Palästina zuerkennen. Das Volk Jesus Christus wird ersucht ein positives Zeugnis gegenüber denjenigen, die Jesus leugnen, abzulegen. Und das im Namen der Bibel. Dies ist die Prüfung der Treue, die von Christus für die Endzeit vorausgesagt wurde. Selbst der Vatikan ist hinein gefallen.

Denn das Judentum ist weder eine Rasse noch eine geographische Grösse, sondern eine Religion, die ihre vollkommene Erfüllung in Jesus Christus gefunden hat. Es wäre also für einen Christen absurd, einen jüdischen Staat für die Juden anzuerkennen, genauso wie einen christlichen Staat für die Christen.

Die biblische Berechtigung

Viele Christen unterstützen den Staat Israel, weil sie gutgläubig meinen, dem „auserwählten Volk” sein „verheissenes Land” zuzugestehen. Wir wollen deshalb im Lichte des Evangeliums die Bedeutung der Begriffe „verheissenes Land” und „auserwähltes Volk” erläutern.

Das verheissene Land

Palästina ist gemäss der Bibel nicht ein verheissenes Land für die heutigen Israelis, und zwar aus zwei Gründen:

  1. Das Verheissene Land ist das Symbol einer geistigen Wirklichkeit.
  2. Es wurde unter gewissen Voraussetzungen verheissen.

1. Das „Verheissene Land” ist eine geistige Wirklichkeit

Gott versprach Abraham und seinen Nachkommen ein Land. Der Begriff dieses Verheissenen Landes, so wie er von Gott gemeint war, wurde von der Bibel, durch alle Jahrhunderte hindurch erklärt, damit er nicht als geographische, sondern als geistige Wirklichkeit verstanden werde. Darum sagt der hl. Paulus: „Im Glauben liess sich Abraham nieder im Land der Verheissung wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit lsaak und Jakob, den Miterben der gleichen Verheissung; denn er wartete auf die festgegründete Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott selber ist” (Hebräer 11,9).

Die Geistigkeit des Verheissenen Landes hat aber seine Wurzeln schon im Alten Testament. So besass der Stamm Levi kein Land, denn Gott selber war sein Besitz. Die Bibel sagt:

„Dem Stamm der Leviten aber verlieh Moses keinen Erbbesitz: der Herr, der Gott Israels, ist ihr Erbbesitz, wie er ihnen verheissen hat” (Josua 13,14 und 33).

Überdies sagt der Psalm 36 (37), dass die Sanftmütigen und Gerechten das Land besitzen werden. Es ist nicht gesagt, dass alle Israelis in Palästina sanftmütig und gerecht sind. Diese Tugenden kann man auch anderswo finden. Und schliesslich sagt Jesus selbst, dass das Reich Gottes nicht eine sichtbare Grösse sei, sondern dass es sich im Herzen der Menschen befinde. Auf die Frage der Pharisäer – die ein universales zionistisches Reich erwarteten – wann das Reich Gottes erscheine, antwortete Jesus:

„Das Reich Gottes kommt nicht in äusserlich feststellbarer Weise; man wird auch nicht sagen: seht, hier ist es oder: dort ist es. Denn seht, das Reich Gottes ist in euch” (Lukas 17,20).

Es gibt heute sogar bei den Juden Rabbiner, welche die geistige Dimension des Verheissenen Landes unterstreichen. So etwa der Kommentar des Grossrabbiners Jonathan Eybeschutz: „Es steht geschrieben: ‘Und ihr werdet verbleiben in dem Land, das ich euren Vorfahren übergeben habe’ (Ezechiel 36,28). Der Ewige hat Abraham verheissen, ihm das Land Kanaan zu übergeben; als aber Sarah starb, hatte er nicht einmal ein Stück Erde, um sie zu begraben. Wie also hat sich diese Verheissung erfüllt? So haben zwei „Länder” den Namen Israel: das Land Israel von oben, und das Land Israel von unten. Das Heilige Land ist das himmlische Land, wo die göttlichen Wohnungen sind, aus welchen sich die Quellen der Weisheit ergiessen. Dieses geistige Land war unsern Vorfahren verheissen und gegeben, nicht das materielle Land” (Rabbi Emmanuel Levyne, Le Royaume de Dieu et le royaume de Cesar. Editions ‘Le Reveil’, Beyrouth).

Auch der Begriff der Nachkommen Abrahams, die Erben des Verheissenen Landes, ist geistig zu verstehen. Ein Christ sollte ihn nicht mit menschlichen oder geschichtlichen Abstammungen erläutern, so wie das Erbe des Vaters an den Sohn geht, sondern mit dem Glauben an den Messianismus Jesus Christi. So sagt der hl. Paulus: „Wenn ihr aber Christus angehört, seid ihr ja Abrahams Nachkommenschaft, Erben gemäss der Verheissung” (Galater 3,29).

So kann also ein Jude, der sich weigert, Jesus als Christus anzuerkennen und einen andern Messias erwartet, nicht von einem Christen als Nachkomme Abrahams betrachtet werden, auch nicht als Erbe des Verheissenen Landes, sei es geistig oder materiell.

Die Verheissung ist bedingt

Gott enterbte die Juden noch vor der Ankunft Jesus Christi, denn das Land wurde unter der Bedingung der Bundestreue verheissen. Diese Bedingung wurde aber nicht eingehalten. Das Bündnis wurde durch die Juden selbst gebrochen. Gott kündigte einen Neuen Bund an, der von Jesus eingesetzt wurde. Die Juden haben ihn stets abgelehnt.

Die Bedingung

Nehmen wir an, das verheissene Land sei ein geographischer Ort. Man darf dann nicht vergessen, dass die Verheissung an einer Bedingung geknüpft war. Moses sagte: „Wenn du nicht alle Worte dieses Gesetzes beachtest,… so verhängt der Herr über dich und deine Nachkommen unge- wöhnliche Plagen…” (Deuteronomium 28,58).

Das Bindewort „wenn” zeigt, dass die Verheissung bedingt ist. Moses fährt fort: „Du hast der Stimme des Herrn, deines Gottes nicht gehorcht. Wie der Herr einst seine Freude hatte daran, euch glücklich zu machen und zu vermehren, so wird dann der Herr seine Freude daran haben, euch zu verderben und zu vertilgen, und herausgerissen werdet ihr aus dem Lande, in das du ziehst, um es zu bewohnen” (Deuteronium 28,58-63).
Es ist somit eindeutig, dass für die Juden und ihre Nachkommen im Falle einer Untreue keine Rede mehr von verheissenem Land ist, sondern von schweren Strafen und von Vertreibungen aus diesem Land. Dies sind die Bedingungen des Bündnisses.

Der gebrochene Bund

Die Juden hielten die Bedingungen des Bundes nicht ein. Die Bibel sagt deutlich, dass sie Gott verraten und sich Götzenbildern aus den Nachbarländern zuwandten. Sie haben diesen Göttern sogar die eigenen Kinder geopfert, um so die heidnischen Gewohnheiten nachzuahmen (vgl. 1 Könige 16,30-34 / Jeremia 7,30-32). Auch der Psalm 106 (105) gibt eine Bilanz der Untreuen des jüdischen Volkes: „Sie empörten sich gegen den Höchsten… Sie vermischten sich mit den Heiden und lernten ihre Sitten… Sie machten ein (goldenes) Kalb am Horeb… Sie hielten zum Baal-Gott… Sie brachten ihre Söhne und Töchter den Dämonen zum Opfer dar; sie vergossen schuldloses Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter, das sie den Götzen Kanaans opferten”.

Deshalb liess Gott durch das Wort seiner Propheten seinen Zorn gegen Israel ausbrechen: „Hört dies, ihr Häupter des Hauses Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles, was Gerade ist verdreht, die ihr Zion erbaut mit Blut und Jerusalem mit Frevel. Dabei stützen sie sich auf den Herren und sagen: Ist der Herr nicht in unserer Mitte?… Deshalb wird euretwegen Zion als Feld gepflügt, Jerusalem wird zum Trümmerhaufen…” (Micha 3,9-12).

Gott spricht auch im Buch Jesaja: „Söhne zog ich heran und erhöhte sie; sie aber lehnten sich gegen mich auf. Ein Ochse kennt seinen Besitzer, ein Esel die Krippe seines Herren, Israel aber hat keine Erkenntnis… Wehe, sündiger Haufe, schuldbeladenes Volk, Brut von Verbrechern, Söhne, die frevelhaft handeln! Sie verliessen den Herren” (Jesaja 1,2-4).

Der Bundesbruch und der Neue Bund

Nachdem Israel in Untreue fiel, bestätigt Gott durch Jeremia den Bundesbruch durch die Juden. Er kündet einen Neuen Bund an, nicht dem ersten gleich. In diesem Neuen Bund wird dem Gläubigen nicht mehr ein Land, sondern Gott selber versprochen: „Fürwahr, Tage kommen – spricht des Herr, – da schliesse ich mit dem Haus Israel einen neuen Bund, nicht dem Bunde gleich, den ich mit ihren Vätern schloss… und den sie gebrochen haben… Vielmehr so soll der Bund sein… Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und schreibe es ihnen ins Herz. Dann werde ich ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein” (Jeremia 31,31-33).

Es ist eindeutig, dass dieser Neue Bund verschieden sein wird, denn es ist gesagt: „Nicht dem Bunde gleich….”. Der Unterschied liegt darin, dass dieser Bund nicht ein geographisches Land, sondern Gott selbst zum Inhalt hat, der sich allen schenkt, die an Jesus, den Gründer des Neuen Bundes glauben.

Die Juden lehnen immer noch den Neuen Bund Christi ab, denn er verspricht ihnen kein geographisches Gebiet und gibt ihnen auch nicht das „Privileg”, ein zionistisches Weltreich aufzubauen.

Das auserwählte Volk

Gott hat nie, wie es viele meinen, ein bereits bestehendes hebräisches Volk auserwählt. Die Wahl Gottes traf einen Mann, Abraham der Syrier, und nicht eine jüdische Nation, die vor Abraham noch gar nicht existierte. Es ist also falsch zu glauben, das Judentum sei eine Rasse. Deshalb erinnert die Bibel die Juden daran, dass ihr Vorfahre Abraham Aramäer, d.h. Syrier, war. Moses weist auf diesen Punkt hin, als er zu den Juden sagt: „Dann erkläre feierlich vor dem Herren, deinem Gott: Mein Vater (Abraham) war ein Aramäer…” (Deuteronomium 26,5).

Der Sinn der Wahl Abrahams bestand darin, ein soziales Milieu zu schaffen, das den Messias aufnehmen sollte. Das Ziel war also nicht das Volk, sondern der Messias, „der in sein Eigentum kam, doch die Seinigen nahmen ihn nicht auf” (Johannes 1,11).

Doch allen, die Jesus als Messias aufnahmen, unabhängig von ihrer Rasse, „gab er Macht, Kinder Gottes zu werden” (Johannes 1,12) und so ein universales Volk Gottes zu bilden. Nach dem Evangelium ist das Volk Gottes dasjenige, das an Jesus glaubt.

Einst sagte Jesus zu den Juden:

„Wenn ihr nicht glaubt, dass ich (der Christus) bin, dann werdet ihr in euren Sünden sterben”. Oder: „Wenn ihr Gott zum Vater hättet, würdet ihr mich lieben…” Und er erklärt ihnen gar: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt” (Johannes 8,24-44).

Was sagen ihnen die Christen heute?… „Ihr seid unsere älteren Brüdern”, hatte ihnen der Papst in der Synagoge von Rom gesagt. Wie können ein Jünger Jesus und einer, den Ihn ablehnt, Brüder sein?

„Wenn jemand zu euch kommt und nicht diese Lehre mitbringt, dann nehmt ihn nicht in euer Haus auf und verweigert ihm der Gruss. Denn wer ihm den Gruss bietet, macht sich mitschuldig an seinen bösen Taten” (2 Johannes 10,11).

Für Jesus, dessen Zeugen wir sind, ist der wahre Jude der Jünger Jesus. Bezeichnet nicht Jesus in der Offenbarung die Juden „als Lästerer, die sich Juden nennen und es nicht sind, sondern Synagoge des Satans” (Offenbarung 2,9 / 3,9).

So sagt der Apostel Paulus: „Seid ihr aber Christi, so seid ihr Abrahams Nachkommenschaft” (Galater 3, 29). Er ruft die Juden auf, an Jesus zu glauben, um dem Volk Gottes eingepflanzt zu werden (Römer 11,23).

Es steht nicht zur Frage, die Juden als Personen zu verwerfen, sondern Israel als Staat. Im Gegenteil: die Juden sind eingeladen Jesus zu folgen, um zum Volk Gottes zu gehören. Die Liebe und die Wahrheit drängen uns, sie nicht im Irrtum, mit der Überzeugung sie seien immer noch das Auserwählte Volk im Verheissenen Land, zu belassen.

Wir sollten verstehen, dass die Juden, die immer noch Jesus als Messias leugnen, die spezifische Charakteristik des vom hl. Johannes angekündigten Antichristen, bezeugen: „Wer ist der Lügner, wenn nicht derjenige, der leugnet, dass Jesus der Christus (der Messias) ist? Das ist der Antichrist” (1 Johannes 2,22).
Alle Christen und alle Moslems anerkennen, dass Jesus der Messias ist. Wir finden Anhänger Jesus sogar im Buddhismus und im Hinduismus. Gandhi sprach oft seine Bewunderung für Jesus aus, und er verbarg auch nicht seine Enttäuschung an den Christen: „Gebt mir Jesus und behaltet für euch die Christen”, sagte er.

Die Prophezeiung des Apostels Johannes über den Antichristen kann nicht angewandt werden auf jene, die Jesus als den Messias anerkennen, sondern nur auf jene, die seinen Messianismus ablehnen. Diese Charakteristik trifft nur für die Juden zu, die ausdrücklich Jesus leugnen und einen andern Messias erwarten. Das ist der Antichrist.

Man sollte nicht erstaunt sein, dass die Juden, die Jesus ablehnen nicht zum auserwählten Volk gehören. Jesus hatte einem römischen Offizier, der seinen Glauben an ihn bezeugte, gesagt:

„Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und von Westen kommen und sich zu Tische setzen mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich. Die Söhne des Reiches (Israel) aber werden hinausgestossen werden in die Finsternis draussen; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein” (Matthäus 8,11).

Der Gegensatz zwischen dem Reich Gottes und dem Reich Israel bildet den Kern der Zwiespalt zwischen Jesus und Juden. Dieser Gegensatz lässt sich aus den oben zitierten Worten Jesus deutlich ableiten. Er denunziert die Söhne des Reiches Israel und wirft sie hinaus in die Finsternis.

Somit ist seit dem Kommen Jesus der Begriff des auserwählten Volkes von einem Stammesbegriff zu einem die ganze Menschheit umfassenden Begriff umgewandelt worden. Aus diesem Grunde verurteilt Jesus die „Söhne des Reiches” (Israel), die aus dem Judentum eine politische und soziale Grösse machen wollten: „Ihr habt den Teufel zum Vater, und ihr wollt das tun, wonach es euren Vater verlangt” (Johannes 8,24-44). Diejenige, die den Teufel zum Vater haben können nicht die „älteren Brüdern” derjenigen sein, die Jesus zum Vater haben.

Ebenfalls aus diesem Grund hat sich Jesus geweigert, König eines zionistischen Reiches zu sein: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt”, sagte er (Johannes 18,36) (Siehe: „Die Tragödie Jesus”).

Die Propheten hatten bereits die Auserwählung Gottes auf die Völker aller Rassen ausgeweitet. So spricht Jesaja, acht Jahrhunderte vor Christus, diese Weissagung aus: „Ich komme, um zu versammeln alle Völker und alle Zungen… und aus ihren Reihen werde ich mir Priester und Leviten nehmen, spricht der Herr” (Jesaja 66,18-21). Die Wahl der Priester aus allen Nationen, wie es die Christen tun, ist somit ein Beweis für die Echtheit des weltweiten Priestertums Jesus.

Was lässt sich daraus schliessen?

Paulus antwortet: „Wie nun? Was Israel erstrebte, das hat es nicht erlangt; die Auserwählten aber haben es erlangt” (Römer 11,7).
Die Jünger Jesu sind die Auserwählten.

Israel, Zeichen der Zeit

Die Juden haben sich heute, von allen vier Himmelsrichtungen herkommend, wiederum in Palästina niedergelassen, obschon sie nicht das auserwählte Volk im verheissenen Land sind. Was hat also die Rückkehr Israels zu bedeuten?

Sie ist ein Zeichen der Zeit.

Man spricht oft von „Zeichen der Zeit”, ohne genau zu umschreiben, von welcher Zeit es sich handelt. Dieser Ausdruck ist nahe dem andern Ausdruck von der „Endzeit”.
Als Jesus von diesen Zeiten sprach, sagte er: „Jerusalem aber wird zertreten werden, bis vollendet sein werden die Zeiten der Heiden (die Israelis)” (Lukas 21,24). Israel stellt heute durch seine Ablehnung Jesus die Heiden dar.
Nach der Ankunft Jesu Christi, werden diejenigen Menschen als Heiden bezeichnet, die Jesus als Messias leugnen. Sie sind Symbole des Heidentums in seinen verschiedenen Formen: der Antichrist par excellence.

Als die Juden den Aposteln verboten, von Jesus zu reden, sagten diese im Gebet zu Gott: „Wahrhaftig, es haben sich zusammengetan in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, Herodus und Pontius Pilatus mit Heiden und Völkern lsraels” (Apostelgeschichte 4,27).

Das Wort „gegen” offenbart den „Geist” des Anti-Christen, der in den „Völkern (Gojim) Israels” wohnt, wobei die „Völker” gleichviel bedeutet wie die „Heiden Israels”. (siehe der Text: „Der Antichrist gestern und heute”)

Die Juden wollen glaubhaft machen, dass ihre Rückkehr nach Palästina „ein grosses Zeichen” und eine wunderbare Erfüllung der Prophezeiungen aus dem Alten Testament sei. Nun aber wissen wir, dass diese Prophezeiungen die Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft betrifft, im 6. Jh. v.Chr.. Lassen wir uns diesbezüglich nichts vormachen.

Es ist an der Zeit, die Prophezeiungen aus dem Neuen Testament zu verstehen, die uns vom Ende der Heiden reden. Wir werden dann begreifen können, wer diese Heiden sind. Jesus spricht vom „Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte” (Matthäus 24,15). Zudem sagt uns das Buch der Offenbarung, dass der Antichrist seine Leute an heiliger Stätte versammeln werde, in Palästina, und vor allem in der geliebten Stadt Jerusalem, wo sie von Satan, und nicht von Gott, aus allen vier Ecken der Erde für den Krieg nicht für den Frieden versammelt werden (Offenbarung 20,7-9).
(siehe Text: „Der Schlüssel zur Apokalypse”).

Die Haltung der wahren Christen

Welches muss schliesslich die Haltung der Christen dem heutigen Staat Israel gegenüber sein?

Wir müssen zunächst die Worte der Apokalypse überdenken, um sie danach in die Tat umzusetzen. Es sind Worte, die an alle gerichtet sind, die heute noch Zeugen Jesus sein wollen:

„Du musst von neuem weissagen gegen viele Völker…” (Offenbarung 10,11).

Empfiehlt der Herr seinen Aposteln in dieser apokalyptischen Zeit die Weissagung „von neuem” aufzunehmen, so heisst das, dass die Mehrheit unter ihnen sich vom Antichristen, den sie nicht einmal erkannten, verführen liess. Statt ihn anzuklagen, pflegen sie mit ihm gute Beziehungen. Die Apokalypse erinnert sie an ihre Pflicht als Apostel und Jünger Jesus: nach dem Stillschweigen, müssen sie heute von neuem gegen seinen Feind Israel Zeugnis ablegen.

Als Christus erschien, nahmen ihn die Seinen nicht auf. Heute nehmen aber „die Seinen” den Antichristen auf…

Kein Christ kann die Berechtigung eines jüdischen Staates in Palästina anerkennen, ohne sich als Christ zu verleugnen. Denn das würde zugleich bedeuten, dass die Jünger Jesus nicht das prophetische Israel sind, und Jesus nicht der Messias. Jesus sagte: „Niemand kann zwei Herren dienen”. Man kann nicht zugleich dem Reich Jesus und dem Reich Israel dienen. Man kann dem Messianismus Jesus nicht treu bleiben, wenn man nicht gleichzeitig den falschen Messianismus Israels anklagt. Die Juden wissen das genau, die Christen ignorieren es.

Neutralität oder Stillschweigen bedeuten in dieser zentralen Sache Lauheit: „Du bis weder kalt noch warm. Wärest du doch eines von beiden. So aber bist du lau, und ich bin daran, dich aus meinem Munde auszuspeien”, spricht der Herr in der Apokalypse (3,15).

Eine Positionierung ist gefragt. Wir werden einst entsprechend unserem Engagement gerichtet werden. Der Christ bleibt seinem Engagement treu, indem er die Juden zur Anerkennung Jesus einlädt, und nicht indem er Israel anerkennt.

Pierre (1978)

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